Meine Freunde erklärten mich für verrückt

Alberto Rania schmiss seinen sicheren Job, um der letzte Fischer von Riva am Gardasee zu werden. Dafür riskiert er manchmal sein Leben.

Morgens um drei schwanken auf dem Viale Rovereto einige Nachtschwärmer heimwärts – anscheinend die einzigen, die um diese unchristliche Zeit auf den Straßen von Riva unterwegs sind. Doch dann knattert ein Dreiradroller heran, biegt in die kopfsteingepflasterte Piazza ein, die hinunterführt zur Rocca, der mittelalterlichen Stadtfestung direkt am Seeufer. Im wassergefüllten Graben, der sie umgibt, dümpeln Motorboote. Vor einem dieser Boote parkt der Fahrer seinen weißen Roller. Er schlüpft in eine Ölhose, springt ins Boot, drückt einige Knöpfe am GPS-Gerät und startet den Außenbordmotor. Dann tuckert er hinaus in die Dunkelheit.

Alberto Rania ist der letzte Fischer von Riva. Der 54-Jährige hat als Koch in Hamburg und München gearbeitet, dann 24 Jahre lang in einer Papierfabrik im nahen Arco am Fließband gestanden. Im Frühjahr 2015 hat Rania diesen Job aufgegeben, um hauptberuflich Fischer zu sein hier am Nordufer des Gardasees. „Meine Freunde erklärten mich für verrückt, auch meine Frau war anfangs skeptisch“, erzählt Rania, während er den Kahn am Zehn-Meter-Turm Spiaggia degli Olivi vorbeilenkt, welcher nachts seinen Lichtstrahl über die tintenschwarze Seeoberfläche schickt.

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